Wie kann ein COVID-19 Impfstoff gerecht verteilt werden? Mit dieser Frage besch?ftigten sich die 26 Mitglieder des Deutschen Ethikrates in den vergangenen Monaten und beraten mit ihrer Stellungnahme die Bundesregierung. Dr. Hans-Ulrich Demuth, Professor der »Ê¹ÚÅ̿ڹÙÍø Anhalt ist einer der Mitglieder. In diesem Interview gibt er einen kurzen Einblick, wie Empfehlungen f¨¹r politisches und gesetzgeberisches Handeln f¨¹r die Bundesregierung und den Deutschen Bundestag erarbeitet werden.
Professor Demuth, im April 2020 wurden Sie von Bundestagspr?sident Wolfgang Sch?uble in den Deutschen Ethikrat berufen. Wie sieht Ihr Aufgabenbereich aus, welche Verantwortlichkeiten umfasst ihre Berufung?
Professor Demuth: Ich nehme an Aktionsgruppen zu medizin-ethischen und gesellschaftlich relevanten Fragen teil, wie z. B. dem Immunit?tsnachweis und der Nabelschurbluteinlagerung. Um zu einem Beschluss zu kommen, sammeln wir in Arbeitsgruppen die Meinungen der Ratsmitglieder. Im Normalfall wird dann eine gemeinsame Position schriftlich per Mail, durch Meetings in Berlin oder Videokonferenzen ?verfeinert¡° und flie?t dann textlich in eine Stellungnahme ein, die dann der Regierung bzw. dem Bundestag zugestellt wird. Letzten Monat wurde die Meinung des Rates auf der Bundespressekonferenz vorgestellt und der Text zum Immunit?tsnachweis Herrn Minister Spahn ¨¹bergeben.
Der Ethikrat ist eines von drei hochrangigen Gremien, die von der Bundesregierung um eine Empfehlung zur Verteilung des Corona-Impfstoffs gebeten wurde. Nun erschien am 9. November ein Positionspapier mit dem Titel ?Wie soll der Zugang zu einem COVID-19 Impfstoff geregelt werden?¡°. Waren Sie an dieser Aufgabe beteiligt und k?nnen uns einen kleinen Einblick geben?
Nicht unmittelbar aber an der finalen Fassung. Soviel: Die Verteilung wird gerecht und dabei sowohl prim?r nach Bed¨¹rftigkeit und Notwendigkeit in Impfzentren erfolgen. Schwerpunktm??ig geht es hier um Bed¨¹rftigkeit (vulnerable Personen z.B. in Pflegeheimen), Notwendigkeit (Pflegepersonal, systemrelevante Menschen) und Gleichberechtigung (Auswahl ohne Ansehen und Geldbeutel der Person). Daher erfolgt die Auswahl der Patienten nach demographischen Vorgaben und ?rztlicher Beratung durch die St?ndige Impfkommission (STIKO).
Sie wurden von der Fraktion Die Linke zur Wahl vorgeschlagen. Wie war ihr Weg zur Nominierung, welchen Stellenwert hat die Politik in Ihrem Leben?
Politik war schon immer wichtig in meinem Leben. Jetzt an solchen demokratischen Entscheidungsprozessen teilzuhaben, ist mir sowohl Ehre, Verantwortung als auch eine Herausforderung. F¨¹r den Ethikrat hat mich mein ehemaliger Institutsleiter Professor Emmrich vorgeschlagen. Dann kam die Nominierung verbunden mit einer Vorstellung beim Fraktionsvorstand und der folgenden einstimmigen Berufung durch den Bundestag.
2006 wurden Sie durch den Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt zum Honorarprofessor f¨¹r Pharmabiotechnologie an der »Ê¹ÚÅ̿ڹÙÍø Anhalt ernannt. Zu Ihren Aufgaben geh?ren Vorlesungen und die Betreuung von Studierenden, Absolventen und Doktoranden. Welche F?cher unterrichten Sie aktuell an der »Ê¹ÚÅ̿ڹÙÍø Anhalt?
Ich unterrichte Proteinbiotechnologie. Meine Lehre dreht sich im Kern darum, dass die Mehrheit aller Biomolek¨¹le Eiwei?e sind. Ich vermittle Kenntnisse ¨¹ber deren Bildung, Funktion, Eigenschaften. Das hilft den Studierenden das ?Leben¡°, also Gesundheit und viele Krankheiten zu verstehen. Dazu kommen Informationen zur Gewinnung/Herstellung von Proteinen und Ihrer Reinigung. Dar¨¹ber hinaus versuchen wir, interessante Anwendungsbeispiele aus Biologie, Medizin und Pharmazie zu vermitteln.
K?nnen Ihre Studierenden von den Erfahrungen im Ethikrat profitieren?
Bis jetzt noch nicht, denn ich bin ja erst seit Mai Mitglied. Aber wenn es sich anbietet, werde ich Beispiele aus dem gesellschaftlichen Engagement in die Lehrveranstaltungen einflechten, zum Beispiel f¨¹r Tierwohl, Impfbescheinigung etc.
Bis Februar 2020 waren Sie als Leiter im Fraunhofer-Institut f¨¹r Zelltherapie und Immunologie im Bereich der Molekularen Wirkstoffbiochemie und Therapieentwicklung t?tig. Ergaben sich daraus M?glichkeiten von Abschlussarbeiten oder Studienprojekten f¨¹r die Studierenden?
Ich denke, mehr als 20 Studierende der »Ê¹ÚÅ̿ڹÙÍø Anhalt waren in den vergangenen 30 Jahren in Einrichtungen besch?ftigt, die ich geleitet habe und wie ich das sehe, wird sich das so unter der Leitung von Herrn Professor Schilling fortsetzen.
Professor Demuth, herzlichen Dank f¨¹r das Interview.